Wochenlang keine Schule! Das stellt die Elternhäuser vor eine ungeahnte Herausforderung. Jetzt heißt es „Keep calm and breathe first“! Wir haben Euch ein paar Tipps und Tricks zusammengestellt, wie alle Seiten die Nerven behalten und das Home Schooling vielleicht sogar richtig Spaß machen kann. 🙂
Nehmt den Druck raus
Ihr seid keine Vollzeit-arbeitenden LehrerInnen. Das heißt, verlangt erst gar nicht von Euch, dass Ihr einen „Schulbetrieb“ zu Hause herstellen könnt. Es ist gut, wenn Eure Kinder die Aufgaben bearbeiten, die sie von der Schule bekommen haben. Wenn das aber einmal nicht gelingt, dann atmet einfach weiter. Die Welt geht davon nicht unter! Auch die Kinder werden es Euch danken, wenn Ihr einfach nur liebevoll unterstützt, statt große „Lernfortschritte“ zu erwarten. Erlaubt Euch und auch Euren Kindern Unperfektion!
„Am Ende wird die psychische Gesundheit unserer Kinder wichtiger sein als ihre akademischen Fähigkeiten. Und was sie in dieser Zeit fühlten, wird ihnen noch lange erhalten bleiben, nachdem die Erinnerung an das, was sie in diesen vier Wochen getan haben, längst verschwunden ist.“
(Quelle: http://www.greutschule.de/images/brief_frankreich.pdf (Brief des frz. Bildungsministers an die Eltern))
(Digitale) Lernhilfen
Eine Menge tolle Online-Angebote können die Kids bei „Lernlaune“ halten. Vielleicht sind Eure Kinder einfach schnell beim Abarbeiten und brauchen mehr Input als den, den die Schule zur Verfügung gestellt hat? Vielleicht haben sie auch einfach mehr Spaß, wenn sie mit unterschiedlichen Medienangeboten lernen können? So oder so – Abwechslung und jede Menge Übungsmöglichkeiten könnt Ihr in der Liste der unterstehenden Online-Angebote finden:
- Hier gibt’s für die unterschiedlichen Klassenstufen von Grundschule bis Oberstufe ein reichhaltiges Portfolio an Themen zu allen Fächern. Tolle, kurze Videos bieten verständlich und unterhaltsam aufbereitete Inhalte.
- Eine App für Smartphone, Tablet und Computer mit jeder Menge Lernstoff, Aufgaben, vielfältigen Übungstypen und interaktiven Erklärungen für Klasse 1–10. Zur Belohnung gibt es kleine Spiele ?.
- Der Duden nimmt seinen Bildungsauftrag auch in Krisenzeiten sehr ernst und schenkt allen Schülern 2 Monate Learnattack. Ganz ohne Verpflichtung oder der Notwendigkeit zu kündigen. Super empfehlenswert für Kids ab der 5. Klasse.
- Dies ist eine Sammlung von YouTube-Kanälen. Es gibt Videos zu nahezu allen Fächern und auch tolle Lerntipps auf dem Hauptkanal.
- Hier gibt es eine umfangreiche Sammlung von Arbeitsblättern, Übungsblättern und Unterrichtsmaterial für Mathematik, Deutsch, den Sachunterricht, Englisch und einiges mehr in der Grundschule sowie für die Vorschule zum einfachen Herunterladen und Ausdrucken als PDF.
- Hier findet Ihr ein großes Video-Lernangebot, mit dem Eure Kinder für die wichtigsten Fächer, wie Deutsch, Englisch, Mathematik, Biologie oder Chemie online lernen können.
- Auch die Seite Schlaukopf ist kostenlos und bietet viel Input mit mehr als 80.000 Fragen, die Eure Kids beantworten können.
- Hierbei handelt es sich um eine Plattform mit englischen Lernvideos, Aufgaben und Tests vom Kindergarten bis zu 13. Klasse.
- Bei Antolin vom Westermann-Verlag dreht sich alles ums Lesen. Es ist geeignet für Grund- und Sekundarschulen.
Wie Ihr wisst, gehört Sport ja bekanntlich zu dem absoluten Lieblingsfach von LAUFMAMALAUF ;-). Deshalb haben wir auch eine tolle Empfehlung als Ersatz für den entfallenden Sportunterricht der Kids:
Immer von Montag bis Freitag zeigt ALBA auf seinem YouTube-Kanal unter www.youtube.com/albaberlin täglich drei neue Sendungen von „ALBAs täglicher Sportstunde“. Der Sporttag beginnt um 9 Uhr mit 30 Minuten Programm für Kitakinder, um 10 Uhr läuft dann die 45-minütige Sportstunde für Grundschul-Kinder und um 11 Uhr der Sportunterricht für Oberschul-Kinder. Zum Ende der Sendewoche gibt es am Freitag Tipps und Aufgaben, mit denen die Kinder und ihre Eltern ins Wochenende geschickt werden. Wir sagen: Hervorragend!
Soviel zur Theorie. Aber wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Hier kommt ein Erfahrungsbericht für Euch. Nicht, um sich zu vergleichen, sondern voller Ideen und mit dem Aufruf zu Gelassenheit, wenn nicht alles gelingt!
Ein Erfahrungsbericht – Claudia, Mama von Lia (6) erzählt
Und da kam sie, die E-Mail der Schulleitung mit einer Nachricht, die alle Eltern mehr oder weniger erwartet hatten:
„Der Schulbetrieb wird bis zum 18.04.2020 eingestellt. Die Kinder bekommen Arbeitshefte und -blätter mit nach Hause. Als Zusatzangebot möchten wir Ihnen die kostenlose Lern- App „Anton“ empfehlen.“
Ich gebe zu, meine erster Gedanke war: Wie kriege ich 5 Wochen „Ferien“ rum? Gut, ich stehe nicht wirklich gerne um 6:20 Uhr auf – ein Plus. Aber wie kriegt man Struktur in die 5 Wochen? Wie vermittle ich meiner Tochter, dass es eben keine Ferien sind, sondern die Schule aufgrund eines Virus geschlossen wurde. Ich könnte anfangen, ihr zu erklären, was ein Virus ist… Das Thema ist bei einer Erstklässlerin relativ schnell erschöpft.
Schnell ist klar: Ein Plan muss her. Ein Stundenplan! Da will die Kleine natürlich mitbestimmen, also werden neben Deutsch, Mathe, Sachkunde, Musik, Kunst und Sport auch Hobbys in den Plan eingebunden. Fernsehgucken ist eines dieser Hobbys ;-). Zum Glück aber auch Inlineskaten, Trampolinspringen, Fahrradfahren, Puzzeln…
Die Vorlage für einen solchen Plan finde ich ganz schnell im Internet. Zack- ausgedruckt und eingetragen. In meinen Kopf fängt es schon an zu rotieren. Aber bitte nicht ständig lernen mit der App. Bildschirmzeit einschränken, wie oft wird einem das eingebläut. Aber ganz ehrlich: Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliches Handeln. Ich bin mir sicher, dass eine vorübergehend erhöhte Zeit vor Bildschirmen aller Art aktuell zu rechtfertigen und auch völlig okay ist. Also liebes Gedankenkarussel: entspann Dich einfach ein wenig.
Die App Anton ist toll (für die Größeren: learnattack.de)! Übersichtlich, umfassend, ohne Werbung und kostenfrei. Wenn man vermeiden will, dass die Kids nebenbei im Internet surfen, kann man die Lektionen gegen ein Entgelt herunterladen. Die Inhalte sind sogar individuell an den Leistungsstand des Kindes anzupassen. Hm, das klingt fast besser als Schule!
Und so fange ich an, darüber nachzudenken, wie wunderbar Homeschooling eigentlich ist. Freie Zeiteinteilung, freie Fächergestaltung, die Kinder eingesogen von den digitalen Inhalten… Achso, ja, jetzt kommen wir zu den Zeiten ohne App;-).
Was machen wir in Mathe? Wo stand das noch mal? Ach ja, das Arbeitsheft aus der Schule soll bearbeitet werden. Genauso in Deutsch. Es ist toll, dass die LehrerInnen etwas vorgeben. Schließlich haben gerade Grundschulkinder oft eine tolle Bindung zum Lehrer und erledigen die Aufgaben, die von dieser Person kommen (leider) häufig besser, als wenn Mama und Papa was sagen. Also: Danke liebe Lehrer!
Aber was machen wir mit Sport? Normalerweise geht unsere Tochter zusätzlich zum Schulsport 1x die Woche zum Ballett und 1x zum Voltigieren. Und jetzt? Wir bauen einen Parcour im Garten aufgebaut. Danke Landleben. Achso und: Danke Pinterest! Damit auch ich auf meine Kosten komme, wird noch rasch ein Stretching- Programm zusammengebastelt (sportunterricht.de)! 45 Minuten bekomme ich damit zwar nicht voll… aber das muss ich auch gar nicht: von der gemeinsamen Bewegung inspiriert, rast meine Tochter begeistert mit der Stoppuhr durch den Garten, läuft Slalom, holt die alten Lauf-Dollies raus. Was haben Kinder viele Ideen!
Am nächsten Tag steht Sachkunde auf dem Programm – zum Glück ein weites Feld;-): Blumen einpflanzen, Vögel beobachten, physikalische Experimente (experimentis.de), der alte Globus wird herausgekramt: Check!
In der Kunststunde entscheiden wir uns für Basteln (geo.de), Malen (deavita.com – zum Zeichnenlernen/ geometrische Figuren als Grundlage): Check! Bei Musik habe ich eine Freistunde (natürlich nicht wirklich, weil der Haushalt und die Mails rufen). Warum? Tja, mein Mann spielt Klavier, was für ein Glück. Lieder einüben, ein bisschen Theorie (grundschulkoenig.de): ich würde sagen, es lääääääuft! Juchu.
Möglicherweise denkt jetzt die ein oder andere von Euch, dass das reines Zuckerschlecken ist. Ich möchte ehrlich zu Euch sein: Wird unser Stundenplan immer eingehalten? Nein! Macht es immer Spaß? Nein! Denke ich plötzlich kreativer und kann mein Kind sich ausleben? Ja! Entdecken wir gemeinsam viele neue Dinge? Ja! Homeschooling auf Dauer? Nein! Immer kreativ sein, immer spielerisch Wissen an den Mann…äh, das Kind bringen… Das ist für eine absehbare Zeit wunderbar. Aber bald brauche ich wieder einen Stundenplan, wo so Sachen drin stehen wie: Zeit und Ruhe für Mich 😉
PS: Ich muss zugeben, ich habe nur ein Kind. Und sowohl ich als auch mein Mann sind in dieser Ausnahmesituation die ganzen Wochen durch Reiseverbot und Selbständigkeit zu Hause. Mein Respekt gilt den Familien mit mehreren Kindern. Haltet durch!